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Lehm als HF-Dämpfer

 

Funkwellen in alten Gemäuern

Lehmwände als Schutz vor Elektrosmog?

In unserem über 300 Jahre alten Haus wurde viel Holz, Lehm, Stroh und Granit verbaut. Das waren die Materialien, welche den damaligen Menschen zur Verfügung standen. Das ist aus heutiger Sicht eine ökologische und nachhaltige Bauweise. Funkwellen waren zu diesen Zeiten noch nicht erforscht. Viele dieser Häuser stehen noch heute oder die Lehmbaustoffe werden sogar bei Neubauten angewendet. Ob Altbau oder Neubau, es werden durch die Bewohner moderne technische Geräte benutzt. In unserem Haus wird so seit vielen Jahren WLAN betrieben. Das funktionierte schon immer schlecht. Eine relativ dünne Wand reicht aus, damit der Signalpegel gegen null geht. Mobilfunk ist ebenfalls kaum im Gebäude möglich.

Physikalisch betrachtet nimmt die Feldstärke mit zunehmender Entfernung von der Quelle ab, da die Energie sich mit dem Quadrat des Abstands verteilt. Dieser Effekt wird auch als Abstandsgesetz beschrieben und gilt für eine punktförmige Quelle, die isotrop (in alle Richtungen) abstrahlt. Bei der Abnahme der Feldstärke spielen zudem Abschirmung, Reflexion oder Absorption durch Objekte, in dem Fall Lehmbaustoffe, eine Rolle. 
Als aktiver Funkamateur habe ich mich mit der Thematik einmal beschäftigt und einige Informationen zusammengetragen.

Alte Wände aus Lehm sind tatsächlich für viele Funkwellen – insbesondere hochfrequente elektromagnetische Strahlung wie Mobilfunk oder WLAN – deutlich undurchlässiger als moderne Baustoffe wie Ziegel oder Beton. Lehm wirkt aufgrund seiner Materialdichte (Rohdichte ab ca. 800 kg/m³) und Aufbau als natürlicher Dämpfer für Funkwellen. Eine massive Lehmwand (z. B. 24 cm dick) kann Strahlung um bis zu 99,9 % abschirmen. Besonders gut sind Gewölbe und Kombinationen mit Grasdächern; hier wurden in Studien Abschirmungen bis zu 99,999 % gemessen. Die Abschirmwirkung steigt mit der Dicke und der Dichte der Lehmwand. Hochfrequenz-Strahlung (Mobilfunk, WLAN, DECT) wird besonders stark gedämpft, vor allem im Bereich von 1,8 GHz bis über 4 GHz. Moderne Spezialputze auf Lehmbasis, oft mit Grafit oder Karbonfasern, können die Wirkungen gezielt nochmals verstärken. Die Abschirmung gilt vor allem für Wandflächen. Fenster und Türen sind durchlässig; eine umfassende Abschirmung erfordert auch spezielle Verglasung oder metallische Gitter. Lehmwände in Altbauten können Funkwellen oft erheblich schwächen, sodass die Funkversorgung (z. B. WLAN von außen, Mobilfunkempfang) stark eingeschränkt oder abgeschirmt ist. Dieser Effekt kann gewünscht sein (z. B. Schutz vor Elektrosmog) oder auch hinderlich, falls Innenräume drahtlos versorgt werden sollen. Alte Lehmwände bieten also einen wirksamen, natürlichen Schutz gegen viele Funkwellen – der Effekt ist je nach Wanddicke und Bauweise besonders ausgeprägt.


Lehmwand

Bei Sanierungsarbeiten oder einem Neubau sollte die dämpfende Wirkung des Lehms beachtet werden. Denkbar ist, alles mit Netzwerkkabeln zu versorgen. Moderne WLAN-Mesh-Geräte verbessern den Empfang in den Räumen. Viele Smartphones in Kombination mit dem entsprechenden Router und Anbieter verbinden sich bei schlechtem Mobilfunkempfang mit dem WLAN (WLAN-Call).

Die andere Möglichkeit ist natürlich, sich bewusst durch den Einsatz von traditionellen Baustoffen vor Elektrosmog zu schützen. Die Abnahme der Feldstärke im Raum hängt primär vom quadratischen Abstand zur Quelle ab, aber auch von Abschirmungseffekten und der Abstrahlcharakteristik der Quelle. Alltägliche Bedingungen sind jedoch oft komplexer als im idealen Modell, da die Umgebung die Ausbreitung von Feldern maßgeblich beeinflusst. So betrachtet ist die Belastung durch elektromagnetische Wellen von Außen im Gebäude ohnehin gering.

Frank, DG4DSL